Bauchtanz
Erfahrungen

Bauchtanz bei muskulären Verspannungen und Schmerzen

Ein jedes dieser Gefäße ist schön, weil es sich von den anderen unterscheidet. So wie die Menschen, die Regentropfen oder die Felsen in den Bergen auch alle unterschiedlich sind.

Die Schriften von Accra – Paulo Coelho

 

Bauchtanz umfasst viel mehr Körperteile als nur den Bauch. Er kann Muskelverspannungen lockern und einem helfen mehr Bewegungsfreiheit und Geschmeidigkeit zu erlangen, um Steifheit und damit verbundene Schmerzen zu reduzieren. Wenn aber im Tanz der optische Effekt über der Gesundheit steht, kann er der Wirbelsäule schaden; daher ist es wichtig, einen Kurs mit gesundheitsförderndem, körperlich nachhaltigem orientalischem Tanz zu wählen.

 

Zu dem Zeitpunkt als ich mit Bauchtanz begann, störte es mich, dass ich nicht in der Lage war Sport machen zu können. Laufen, Rad- und Kajakfahren – Sportarten mit Schnelligkeit und Vorwärtsdrang – erforderten zu viel Kraft für meine Reserven, führten zu schnell zu mehr Anspannung in meinem bereits spannungserprobten Körper und natürlich zu Verspannungs- und Verhärtungsschmerzen. Tanzen erschien mir weniger kraftbasiert, vielseitiger und in meinem Zustand mit weniger problematischen Konsequenzen durchführbar. Mein Rumpf – insbesondere Rücken und Bauch – brauchte Lockerung, die ich durch Dehnung nicht erreichen konnte, und die Hüften zu bewegen – dachte ich mir – würde die empfindliche und einschränkende Festigkeit im unteren Rücken bannen.

 

Glücklicherweise fühlte ich mich in dem zufällig ausgewählten Kurs wohl. Die Musik kam mir zwar unbekannt vor, aber trotzdem passend zu den merkwürdigen Bewegungen, die wir vollführten. Beim Bauchtanz beruhen viele Bewegungen auf der Exaktheit ihrer Ausführung. Einzelne Körperteile werden isoliert angesprochen, ohne dass der restliche Körper mitmachen muss – das kam mir entgegen, da ich mich nicht besonders gut ohne große Vorsicht bewegen konnte und so den körperlichen Blick über meine Häppchenbewegungen bewahren konnte, statt mich in ausladenden Pirouetten zu verlieren.

 

Dank des Bauchtanzes kam mein Oberkörper mit der Bewegung des Brustkorbs natürlicherweise zu einer aufrechteren Haltung. Meine Brustwirbelsäule musste sich nicht mehr im selben Maß nach vorne krümmen wie zuvor, so dass mein Brustgürtel sich auch in der Alltagshaltung öffnete, die Schultern sanken und sich der Trapezius entspannte. Zuvor hatte ich mit Dehnung die Möglichkeit erreicht, mich fast gerade hinzustellen, aber ich verfügte über keine aktiv aufrechte Haltung – ich besaß die Möglichkeit mich aufzurichten, weil mein Bauch nicht mehr krampfte; aber nicht die kraftstrotzende Mobilität, mich in luftiger Höhe aufzuhalten. Vom Bauchtanz lernte ich, meine Bauchmuskulatur für Stabilität und Länge im Körper zu rekrutieren – als Stütze der oberen Körperhälfte. In meinem Fall war das wichtig, um die Erinnerung des zusammengekrampften Körpers im Muskelgedächtnis zu schwächen und ein neues Verständnis meiner Körpermitte zu entwickeln: dass meine krampfenden Bauchmuskeln nicht nur ein Hindernis beim Ausstrecken sein müssen, sondern auch eine Rolle im auseinandergefalteten Körper spielen. Viele der sich mir eröffnenden mit dem Oberkörper ausführbaren Bewegungen hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Es faszinierte mich, sie meine Lehrerin mit Leichtigkeit durchtanzen zu sehen, und dass so eine Beweglichkeit überhaupt vorhanden sein konnte – wenn auch noch nicht für mich mit meinem steifen Klotz aus Po, Bauch, Rücken, Brustkorb und Schultern, der sich wie ein massiver Klumpen ohne bemerkenswerte innere Beweglichkeit anfühlte.

Bauchtanz

 

Die Atmosphäre war vertrauensvoll und die Kostüme, Musik und Bewegung eine exotische Welt, besonders im Vergleich zu meiner verhältnismäßigen sozialen Abgeschiedenheit – durch die eingeschränkte körperliche Belastbarkeit –, wo viel Bekanntes und wenig Fremdes vorkam. Der Tanz fühlte sich für meine Verhältnisse aus meiner Perspektive leicht an, weil die kleinen, isolierten Bewegungen mir in meinem verspannten Zustand überhaupt möglich waren auszuführen. Tatsächlich fiel mir die Isolierung damals leichter als heute, wenn sich mein Körper im Ganzen bewegen kann. An etwas teilnehmen zu können, was weniger verkrampfte (man könnte sagen „normale“) Leute konnten, war Erfolgserlebnis genug für mich, um den Tanz zu mögen – ob er mir in einem engeren Sinn lag oder nicht. Es ergab sich daraus eine gewisse Toleranz für das Nichtbeherrschen dieses komplexen Tanzes, solange ich andere Vorteile daraus ziehen konnte. Außerdem war die Lehrerin so fördernd, so fröhlich und glücklich, dass sich ihre Begeisterung auf mich übertrug. Die Angst, mich durch große, schnelle, kraftvolle Bewegungen zu verletzen, stand mir hier nicht im Weg. Ich musste nur einem Körperbereich zurzeit meine Aufmerksamkeit widmen und konnte beobachten, wie die Muskulatur reagierte, ob etwas zwickte, spannte oder schmerzte, und welcher Bewegungsraum mir zustand, bevor ich eine Einschränkung antraf.

 

Durch die Isolation – Bewegung nur einen kleinen Teil des Körpers betreffend – gibt es selbst für stark angespannte Körper zugängliche und ausführbare Bewegungen, die allerdings so alltagsfremd, den meisten Sportarten fernliegend und ungewöhnlich sind, dass man auf sie nur schwerlich selbst kommen würde. Eine große Freude für mich als schmerzerprobter Mensch war, weiche schmerzauslösungsfreie Bewegungen im Rahmen meiner körperlichen Möglichkeiten ausführen zu können und festzustellen, dass es so einen Rahmen und sein Inneres tatsächlich gab. Auch wenn die Bewegungen nur klein sind, zeigt sich ein Rahmen eigener Optionen, in dem kontrollierte Bewegungen, frei von Überraschungsschmerz, erreichbar sind. Bemerkt man, welche Bewegungen helfen, hartnäckige Festigkeiten zu lockern, kann man sie vereinzelt in den Tag einstreuen und Erholung von Starrheit und Verspannung verspüren.

 

Je bewusster die Bewegung, desto meditativer die Erfahrung und desto besser lernt der Körper das Wesen der Bewegung kennen. Wenn Bewegung bewusst erlernt wird, so dass sie langsam und exakt ausgeführt werden kann, ohne die eigenen Grenzen zu verletzen, kann sie daraufhin schneller und kraftvoller werden, weil der Körper bereit ist, den ihm bekannten Einsatz zu intensivieren. Der Rahmen des Möglichen ist das Auslösen von Schmerz und die Verschlimmerung von in dem Moment schon vorhandenen Beschwerden. Innerhalb des Rahmens besteht Freiheit, die durch ihre Nutzung den Rahmen erweitert.

 

Eine offene, lebendig leichte Atmosphäre und eine hingebungsvolle Lehrerin helfen, die eigenen Bewegungsräume und -fähigkeiten – wenn sie auch begrenzt sein sollten – zu finden. Die Lehrerin definiert das Bild des Tanzes in den Augen der Lernenden. Je besser die Charaktere der Lernenden und der Lehrerin ineinander fassen, desto leichter der Zugang zum Tanz der Lehrerin. Dann kann ihr Tanz der eigene werden, man kann Spaß haben, probieren, erkunden und angstfrei fragen.

 

Teile meines Körpers, die vom Bauchtanz profitiert haben, sind mein Hals-Nacken-Schulterbereich, mein Bauch und mein Rücken. Im Bauch wurden die verhärteten Muskeln weicher, der Rücken beweglicher, weniger steif und weniger empfindlich. Die Schultern wurden lockerer und Hals und Nacken geschmeidiger, wodurch sich meine Kopfschmerzen vom Dauerbegleiter zum gelegentlichen Besucher mauserten. Um die Kopfschmerzen loszuwerden, war die Aufrichtung der Brustwirbelsäule ein großer Schritt, weil die rückwärtige, Überstunden leistende Halsmuskulatur entlastet wurde.

 

Beim Bauchtanz ist der ganze Körper inbegriffen: Gliedmaßen, Torso und Kopf. Ungewohnte Bewegungen sprechen sonst selten genutzte Muskelgruppen an und mobilisieren den Oberkörper. Man übt nicht nur kräftiger zu werden, sondern den Körper vielfältig und kontrolliert – ohne böse Überraschungen, vorausschauend – einzusetzen. Dadurch wurde meine Körpermitte beweglicher, koordinierter und unterstützender. Eine aufgerichtetere Haltung wurde müheloser und die Anzahl der verspannungsschmerzfreien Bewegungen vergrößerte sich, sodass normale Dinge, wie sich bücken, sich strecken, sich drehen einfacher wurden.

 

Während des Tanzes muss selten viel Spannung in großen Bereichen des Körpers gehalten werden. Die isolierte Ansprache einzelner Körperteile führt zum kurzen Anspannen der Muskeln während der Bewegung an der betreffenden Stelle und Stille im Rest des Körpers. In der Zwischenzeit bleiben die anderen Bereiche aktionsbefreit.

 

Bauchtanz

 

Bevor ich zum Bauchtanz kam, war der Bauch für mich ein in sich unbeweglicher Gegenstand. Nachdem sich meine Bauchkrämpfe zur Schonhaltung verfestigt hatten, wurde mein ganzer Oberkörper in meiner Wahrnehmung zu einem mehr oder weniger starren Gebilde, das nichts weiter war als der Ursprung der Gliedmaßen. Mit Dehnung konnte ich die Fähigkeit zur Aufrichtung der Wirbelsäule zurückgewinnen, weil die Bauchmuskulatur länger wurde und die Wirbelsäule nicht weiter zur Kugelform zwang. Aber die Möglichkeit, die Bauchmuskulatur aktiv zu lockern und die Muskeln zu benutzen, ohne sie zurück in einen Krampfzustand zu befördern, bekam ich erst durch den Bauchtanz. Der Schritt von passiver Dehnung zu aktiver Bewegung, die die Muskeln durchblutet, arbeiten lässt, dehnt und durch die schnelle Wiederholung einer kleinen, einfachen Bewegung lockert, ist der Schritt von Muskulatur, die in Ruhe schmerzfrei sein kann, zu Muskulatur, die innerhalb eines Bewegungsraumes geschmeidig und schmerzfrei operieren kann.

 

Lockerung und Entspannung der Muskulatur

Schüttelbewegungen, die abwechselnd auf kurzzeitiger Ansprache und Loslassen der Muskeln basieren, lockern das Gewebe auf eine Art, die mit Dehnung nicht erreichbar ist. Die Dehnung entspannte den Krampfzustand, weil sie die Muskulatur von Länge überzeugte. Dadurch wurde der Spannungszustand verringert, aber die Muskeln wurden nicht wirklich locker oder geschmeidig in ihrer Bewegung durch verschiedene Längen- und Spannungszustände hindurch. Das Prinzip Ansprechen-Loslassen-Ansprechen-Loslassen, ohne zu dabei in Anspannung zu verharren ist das Gegenteil von einem statischen Krampf, bei dem die Muskeln an einem kurzen, angespannten Zustand festhalten, ohne sich verändern oder entspannen zu wollen oder zu können. Dieses Prinzip zeigt dem Körper, dass der eine Zustand den anderen nicht ausschließt. Fließend geht Anspannen in Loslassen über und umgekehrt. Der Körper ist für Bewegung gemacht und braucht je nach Aufgabe die Fähigkeiten, Muskeln anzuspannen und lockerzulassen. Die Belastung durch Anspannung ist im Bauchtanz nicht sehr langanhaltend und gefolgt von Entspannung der aktivierten Region. Beim Jazztanz erforderten die Bewegungen für meine Verhältnisse viel mehr Körperspannung und das Halten von Anspannung – wie zum Beispiel längeres Aufdemballenstehen und Füßespitzmachen beim Aufwärmen, was meine Waden zu Krämpfen anregte.

 

Die meisten Bewegungen im Bauchtanz sind nicht besonders ausladend oder raumgreifend und finden körperintern und im körpernahen Raum statt. Alle meine Gliedmaßen und mein Gewicht müssen nicht auf ein Mal durch den Raum befördert werden. Kraftvolle Bewegungen des ganzen Körpers als eins erfordern eine den Körper zusammenhaltende Spannung, die mir nicht zugänglich war. Mit den Schultern zu wackeln, basiert dahingegen auf Weichheit im Körper. Natürlich ist für jede Bewegung muskuläre Aktivität nötig. Die sich wiederholenden, kleinen Bewegungen oszillieren zwischen verschiedenen Spannungs- und Längenzuständen der beteiligten Muskeln und haben neben dem stärkenden, einen lockernden, erwärmenden, lebenserweckenden, erweichenden Effekt.

 

Weil die Spannung, die durch Fehlhaltung und Krämpfe meinen Körper ergriffen hatte, meinen Rumpf zu einem starren Stock gemacht hatte und ich durch statische Anspannung unbeweglich geworden war, war es so befreiend, Beweglichkeit in einem als fest angenommen Klumpen, wie meinem Oberkörper, zu entdecken und nicht mehr in als unveränderlich angenommener Stille verharren zu müssen. Durch die Ansprache vorher „brachliegender“ Muskeln verbesserte sich meine Haltung im Brustwirbelsäulenbereich entscheidend. Ich bin weniger starr im Oberkörper geworden und habe gelernt, meinen Brustkorb in verschiedene Richtungen zu bewegen.

 

Hals-Nacken-Schulterbereich

Meine Schultern waren zeitweise so hart, dass jeder Schulterblick beim Autofahren einen blitzenden Schmerz durch die Nackenmuskeln in meinen Schädelansatz an der Rückseite des Kopfes sendete. Winzige, sanfte Bewegungen erlaubten mir das schmerzfreie Bewegen von Kopf und Schultern. Sie helfen das Prinzip der einzelnen Bewegungen dem Körper zu vermitteln, ohne ihn zu schockieren und in Abwehrhaltung zu katapultieren. Auf diese Weise bleibt der verfügbare Bewegungsradius erhalten und kann ohne Widerstand sich selbst vergrößern. Mikrobewegungen eignen sich für die sanfte Bewegung eines empfindlichen Nackens und eröffnen Bewegungsmöglichkeiten, welche dem Teufelskreis aus zu großer oder anstrengender Bewegung, ausgelöstem Schmerz und weiterer aus Schreck resultierenden Anspannung und Kopfschmerzen entkommen. Auch wenn es eine Komfortzone gibt, gilt es bei einem steifen Nacken niemals zu übertreiben und lieber regelmäßig und vorsichtig zu üben, um graduell das Reich der Möglichkeiten zu erweitern, als mit einem Schlag mehrere Rückschritte auf einmal zu nehmen.

 

Hilfreiche Übungen sind isolierte Kopfbewegungen, Schultershimmy (Schulterwackeln), Schlangenarme und das Heben des Brustkorbs und des Sternums (Brustbeins). Diese Übungen erwärmen, bewegen, lockern und erweichen die Nacken-Schultermuskulatur und entspannen das Gewebe an der Halswirbelsäule. Eine ausgeprägte C-Kurve mit nach vorne geschobenem Kopf und Kinn kann mit starker Anspannung in den rückwärtigen Muskeln an der Halswirbelsäule einhergehen. Wenn ich im Brustbereich sehr eingesunken und vornübergebeugt bin, muss der Kopf quasi in den Nacken gelegt werden, um geradeauszuschauen. Das ist genauso angenehm, wie über mehrere Minuten im Stehen in den Himmel zu gucken. Mit Aufrichtung der Brustwirbelsäule, zum Beispiel durch das Erlernen des Hebens des Brustkorbs – eine einfache, jederzeit durchführbare Übung – kann auch die Halswirbelsäule aufrechter und länger werden, wodurch sie weniger in der Krümmung komprimiert wird.

 

Bauchtanz

 

Bauch

Eine für mich maßgebliche Entdeckung des Bauchtanzes war, dass es Bauchmuskeln gibt, die ich zum Ausstrecken und Langmachen von Bauch und Taille nutzen kann. Mithilfe des Transversus abdominis kann sich mein Brustkorb heben und die Stränge des Rectus abdominis und der schrägen Bauchmuskeln langziehen. Dadurch übte ich die ungewohnte Länge im Körper, dehnte aktiv die meisten meiner kurzen Bauchmuskelstränge in den Bewegungen des Oberkörpers und trainierte den Bauchmuskel, der die aufrechte Haltung meiner Wirbelsäule am besten unterstützt. Mit dem Transversus hatte ich keine Krampfprobleme; er war es eher nicht gewohnt angesprochen zu werden, und auch nicht zu kontrahieren.

 

Lange wollten meine Bauchmuskeln nichts tun außer den Abstand zwischen Brust und Becken so klein wie möglich zu halten, was zu einer vollkommen zusammengekrümmten, einer Kugel gleichen Haltung führte. Durch die langanhaltenden Krämpfe in meinem Bauch war die Muskulatur so verkürzt, dass eine gerade Haltung für mich unmöglich wurde. Gleichzeitig hatte ich tierische Angst, meine Bauchmuskulatur zu benutzen, schließlich kannte ihr muskuläres Gedächtnis nur zu gut die konzentrische Anspannung. Ihnen dann beizubringen, sich auf die volle ihnen zu Verfügung stehende Länge auszudehnen, aber auch momentane Spannung tolerieren zu können, war sicherlich ein ebenso großer psychologischer, wie praktischer Fortschritt für mich. Ich weiß jetzt, dass und wie ich meine Bauchmuskeln dazu trainieren kann, meinen Brustkorb und meinen Oberkörper zu tragen und dass die Nutzung der Bauchmuskulatur nicht mit Kontraktion einhergehen muss (exzentrische Anspannung). Durch Wegfall der Kontraktion in der Körpervorderseite und die Ersetzung ihrer mit mobiler Stabilität für Wirbelsäule und Brustkorb wurde meine Rückenmuskulatur entlastet, die zuvor gegen die Überspannung in der kontrahierten Vorderseite anarbeiten musste. Zudem hat mir auch hier das Prinzip der Wechselwirkung zwischen Ansprache und Loslassen zu einer allgemeinen Lockerung des gesamten Bauchbereichs verholfen.

 

Unterer Rücken

Eine angenehme Entspannung im unteren Rücken kann durch den Einsatz der Bauchmuskulatur, um vorne das Becken an der Symphyse (dem Schambein) Richtung Nase zu ziehen, eintreten; der Stand ist in den Knien locker. Dadurch verlässt man automatisch eine Hyperlordose (das Hohlkreuz) und ermöglicht die freie Beweglichkeit des Beckens. Durch Hüftshimmys wird der Quadratus lumborum (quadratische Lendenmuskel) rechts und links der Lendenwirbelsäule direkt über dem Beckenkamm gleichmäßig bewegt. Wenn dieser Muskel hart und verspannt ist, kann fast jede Bewegung des Oberkörpers schmerzen – selbst die kleinste Neigung nach vorne, wie beispielsweise über einen Tisch oder um sich jemandem, der einen Schritt weiter wegsteht, zum Händeschütteln entgegenzulehnen. Der Quadratus lumborum profitiert von seitlicher Bewegung des Beckens, von sich abwechselnd rechts und links hebender und senkender Hüftbewegung und dem Hochziehen des Beckens vorne durch den Bauch. Bei der letzten Bewegung wird der untere Rücken (Wirbelsäule und Quadratus lumborum) lang und verlässt die möglicherweise sonst gewohnheitsmäßige Enge in diesem Bereich.

 

Becken

Die vielen am Becken ansetzenden Muskeln werden durch unterschiedlichste Hüft-, Bauch und Beinbewegungen von ihrer einseitigen Nutzung oder Inaktivität befreit. Mit Hüftdrops und -kicks, Shimmy (dezentes, hochfrequentes Zittern oder Schütteln), Hagellah (ein spezieller Gang mit wackelnder Hüfte) und vielen anderen Bewegungen wird unter anderem die Bauch- und Rückenmuskulatur angesprochen und in der Bewegung sanft gedehnt. Dank der repetitiven Natur vieler Bewegungen, habe ich große Verbesserungen in Beweglichkeit und Beschwerdefreiheit meines Iliosakralgelenks bemerken können. Rechtsseitig neigt es bei mir zu „verhaken“, was sich durch ein unangenehmes, häufig dann stets vorhandenes Gefühl und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der rechten Hüftschale äußert. Bauchtanz hat mir wirksam geholfen die vorhandene Mobilität meiner Iliosakralgelenke zu erhalten, sie auszureizen und zu erweitern. Auf Grund der regelmäßigen Bewegung meiner Iliosakralgelenke im Bauchtanz kann ich größtenteils ohne Schmerzen und Irritationen auch mit leicht verhaktem rechten Iliosakralgelenk durch den Alltag gehen. Manche Tanzbewegungen fallen mir im rechten Iliosakralgelenk schwerer und manche können sich dort unangenehm anfühlen. Aber durch die Mobilisierung bleibt mir im Alltäglichen, zum Beispiel im Sitzen, der Schmerz der starken Verkantung zwischen Beckenschale und Kreuzbein erspart. Mit Vorsicht und Aufmerksamkeit auf das eigene Vermögen ausgeführt, ist Bauchtanz ein Körpermobilität erhaltendes und stärkendes Hobby, das dem Körper ermöglicht die ihm zu Verfügung stehenden, sonst selten genutzten Bewegungsradien zu erfahren.

 

 

 

Der Text beruht auf meinen eigenen Erfahrungen, die nach bestem Wissen und Gewissen dargestellt sind. Wie jeder Mensch anders ist, ist auch jeder Körper und seine Geschichte anders. Erfahrungsberichte, wie dieser, dienen dem Austausch von Information, ersetzen jedoch keine Therapie und professionelle Hilfe

Unterschrift: Hannah

 

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