Licht am Strand
Glück

Das Glücksmessinstrument & der Lauf der Zeit

Glück und Unglück sind Pole derselben Sache. Das Freudenniveau sinkt und steigt, weshalb wir uns manchmal glücklich und manchmal unglücklich fühlen. Je mehr ich mein Freudenniveau schätze, sei es hoch oder niedrig, desto glücklicher kann ich sein. Schätze ich das Sonnenlicht wert, weil ich nicht gewohnt bin, es häufig genießen zu können, erhellt sich meine Stimmung durch das Erkennen dieser ungewohnten Annehmlichkeit. Genauso gut kann eine gute Sache, wie Sonnenlicht im Küchenfenster, dem menschlichen Glücksmessinstrument entgehen, weil die Kleinigkeit Sonnenlicht im Küchenfenster, nicht unbedingt besonders genug ist, um registriert zu werden. Die Wahrnehmung der kleinen Freuden beschert mehr Glücklichkeit als die herzlose Vernachlässigung des vermeintlich Trivialen.

Das Glücksmessinstrument & der Lauf der Zeit

Die Wertschätzung der Freude kommt natürlicher nach dem Ringen um Glück. Je länger die Abwesenheit des Glücks, desto zugänglicher die Dankbarkeit, wenn es anwesend ist. Wird ein schwer erreichbares Ziel erreicht, besteht die Belohnung der Mühen weniger aus dem Erreichen des Ziels an sich, als aus einem besonders deutlich empfundenen Glück, das in der Seltenheit des erreichten Ziels und der Schwierigkeit der gemeisterten Herausforderung liegt. Die Seltenheit eines Gutes steigert seinen Wert und macht das Verlangen danach größer als nach leicht erlangbaren Gütern. Die überwundene Schwierigkeit hält mehr Zufriedenstellung bereit als das zu einfach Erreichbare geben kann. Je höher die Hürde, desto größer der Erfolg. Der zu zahlende Preis für diese Art Erfolg ist Geduld und Beharrlichkeit.

Glücksmessinstrument

Ob man darauf achtet oder nicht, ob man es wissen will oder nicht, in der Natur des Lebens liegt Vergänglichkeit. Alles geht vorüber, schwimmt vorbei, droht mit seinem Ende. Solange das Leben fortschreitet, bleibt nichts darin stehen, kann bleiben und sich verankern, um nicht zu gegebener Zeit wieder gelöst und davon getragen zu werden. Das Gute dieser Eigenschaft unserer Existenz ist die Garantie, nicht wissen zu können, was kommt, und die Sicherheit, dass weder das Gute noch das Schlechte sich an uns oder wir uns an sie ketten können. Keins der beiden ist konstant verlässlich und keins der beiden ist einseitig. Im Guten kann Schlechtes und im Schlechten kann Gutes liegen, sodass sich die Betrachtung einer Sache mit der Zeit verkehren kann.

Glücksmessinstrument

Aus diesem Grund ist die Angst, sich für immer und ewig schlecht fühlen zu müssen genauso überflüssig, wie die Hoffnung sich in einem fort glücklich fühlen zu können. Ein erwarteter Schlag ist leichter zu verdauen als ein unerwarteter. Je mehr der Reiz des flüchtigen Glücks und der Fragilität aller Zustände erkennbar wird, desto wagemutiger kann ich der Zukunft ins Auge schauen; wissend, dass Schmerz unausweichlich und vergänglich, und Glück im selben Maß vergänglich wie wiederkehrend ist. Die Veränderung bringt Trauer und die Veränderung bringt Freude und beides nährt einander. Beides ist nötig, um Menschen zu verstehen – beides verbindet.

Glücksmessinstrument

Jeder Moment ist Teil von Veränderung. Unmerklich kleine Veränderungen führen in einer Kette kleinster Unterschiede von einer Sekunde zur nächsten zur nächsten Minute und Stunde zu immer größer werdenden Veränderungen bis wir und unsere Welt uns in unvorhersehbarsten Situationen befinden, nur um sie durch kleinste Veränderungen wieder zu verlassen – meistens ohne dass wir die Veränderung bemerken bis wir im Begriff sind einen neuen Ort zu erreichen. Selbst wenn wir denken, nichts passiere und wir täten nichts, können wir nicht stillstehen. Wahrlich in einem Zustand zu verweilen ist auch durch augenscheinliches Nichtstun nicht möglich. Alles verändert unser Schicksal. Selbst Nichttun ist eine Form des Tuns.

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