Glückssorten

Glück kann viele Formen annehmen. Manchmal ist es ein neues Gefühl, an das man sich erst gewöhnen muss. Es kann sich unvertraut oder falsch anfühlen. Manchmal ist es ein altes Gefühl, von dem man eventuell nicht zu hoffen wagte, es wieder anzutreffen und sich nun freut, dem alten Bekannten wieder zu begegnen. Es kann ein kleines Gefühl sein oder ein großes. Zuweilen ist es schwer zu erkennen und zuweilen drängt sich einem der Verdacht auf, dass großes, unverkennbares Glück eine den Körper berstende Kraft besitzen müsste und dabei doch unmöglich anhalten könne.

Eine kleine Prise Glück verdient jeder. Eine kleine Menge Glück muss man nicht hinterfragen. Ein Mann schenkte mir 50 Cent, damit der Busfahrer meinen Schein nicht aus seinem Privatportemonnaie wechseln musste und ich dachte nicht, dass das Glück mein Schicksal herausforderte. Möglicherweise wollte der hilfsbereite Herr nur möglichst schnell weiterfahren, um seinen Anschluss zu kriegen, ohne es dabei auf das meine oder des Busfahrers persönliche Glück abgesehen zu haben.

Und dann gibt es die Sorte Glück, die sich so vollkommen ungeahnt groß und direkt anfühlt, dass ihre Existenz den Naturgesetzen zu widersprechen scheint, sodass das Leben zerbrechlich wird und das ausfüllendste Gefühl von allen von der Überzeugung überfallen wird, dass nichts, das so gut ist, von Dauer und real sein kann und das über alle Grenzen hinausgehende Gefühl bringt die Angst mit sich, verlieren zu können, was vorher unbekannt war und jetzt unersetzlich ist. Der Zweifel am Realen des Glücks kann frühzeitig ramponieren, was in Frieden länger bestanden hätte. Aber man weiß nicht unbedingt beim ersten Treffen mit der überbordenden Glückseligkeit von ihrer Natur, die respektiert und gepflegt werden muss und nicht verändert werden kann.

Hamburg
19.03.2023
Copyright Hannah Knaack-Völker
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